Mit einem Gipsbein hat sich Fohlen Hilde zurück ins Leben gekämpft.

Hilde’s Start ins Leben im Juni 2020 war schwer. Ein wichtiger Garant für ein gesundes Fohlen ist die so genannte Biestmilch, das Kolostrum. Aufgrund der besonderen Zusammensetzung dient sie als Schutz vor allen möglichen Infektionskrankheiten in den ersten sechs Monaten. Ein Snaptest ergab, dass die Mutterstute von Fohlen Hilde hatte zuwenig Antikörper in der Milch angereichert hatte, sodass Hilde schon bei der Geburt unterversorgt war. Daher musste sie kurz nach der Geburt mit einem schweren Infekt in der Uniklinik therapiert werden. Nach einer Woche konnte Hilde wieder nach Hause zurückkehren. Im Alter von zwei Monaten, Anfang August 2020, belastete sie ein Hinterbein plötzlich nicht mehr. Die tierärztliche Untersuchung ergab eine Fraktur des Unterschenkels im Bereich der Wachstumsfuge. Eine Operation dieses Bruches wäre nur in Zürich oder Berlin möglich gewesen – verbunden mit einem stundenlangen Transport und enormen Kosten. Das Einschläfern schien die einzig vernünftige Lösung.

„Von Geburt an hatte die Kleine aber einen so starken Überlebenswillen, dass die Besitzer und ich es nicht über’s Herz gebracht hätten, sie einzuschläfern“, denkt Dr. Sabine Täubel an die Untersuchungsmomente zurück.

Die Chancen auf Genesung ließen sich schwer einschätzen.

Pferde bringen hohes Gewicht, im Verbund mit einem ungestümen Bewegungsdrang mit sich. Dies spricht eigentlich eher gegen die Verwendung von Gipsverbänden. Dennoch entschied man, einen Versuch über zwei Wochen zu wagen und dann zu sehen, ob der Gipsverband den gewünschten Heilungsverlauf bringt, ob Hilde zurecht kommt und die Therapie somit auch im Sinne des Pferdes ist.

Die Entwicklung verlief ausgesprochen positiv. Im Rahmen eines stationären Aufenthalts in der Pferdepraxis Dr. Sabine Täubel in Hörsching wurde der Gips unter Vollnarkose alle 14 Tage gewechselt. Hilde wurde 24 Stunden am Tag videoüberwacht und bei Bedarf auf die richtige Seite gedreht, um aufstehen zu können. Insgesamt war das Bein neun Wochen eingegipst. Mittlerweile ist Hilde wieder in ihr Zuhause zurückgekehrt. Sie steht mit einem anderen Fohlen auf der Weide und erfreut sich bester Lebensqualität. Ob sie eine Karriere als Sportpferd machen können wird, ist nicht gesichert. Einem Leben als Freizeitpferd steht bestimmt nichts im Wege.

Tapferes kleines Pferd!